nur weil man sich so dran gewöhnt hat, ist es nicht normal

Als ich bei der Bundeswehr war, habe ich Kettcar und die Vorgänger-Band …but alive gehört. Während dieser Zeit hatte ich zwangsläufig mit Nazis und komischen Autoritäten zu tun. Der 11. September war gerade ein Jahr vorbei, der Krieg gegen den Irak wurde gestartet, ich sollte die Kaserne und eine US-Airbase gegen böse Terroristen verteidigen und habe nachträglich verweigert. Deshalb gefiel mir zu der Zeit vor allem das, sehr aggressive, erste Album “Für uns nicht” mit Songs wie “Nur Idioten brauchen Führer” und “Krieg, keinen Frieden”. Das Album hatte zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber es hat mich in meiner damaligen Realität abgeholt. Über die Zeit bin ich ruhiger geworden und meine Lieblingssongs und Alben haben sich schleichend verschoben. Aber erst, als ich beim letzten Album “Hallo Endorphin” angekommen war, ist mir aufgefallen, dass ich die fünf Alben chronologisch gehört habe. Als nächstes kam Kettcar dran und die Erkenntnis, dass mir die Texte von Marcus Wiebusch einige Jahre Entwicklungszeit gespart haben und wie Musik Identität beeinflussen kann. Und auch wenn ich mich heute von der Musik emanzipiere und sage “Ihr frustrierten alten Männer, das Internet entscheißt die Welt” haben mich wenige andere Künstler so geprägt wie diese beiden Bands. Dabei geht es nicht um einzelne Songs, sondern viel mehr um die Entwicklung der Positionen über die Jahre. Es war aber nicht nur der Inhalt, sondern auch die Wortwahl, die mich beeinflusst hat. Ich baue regelmäßig Zitate aus den Songs in meine Texte ein. Genug Einleitung, lassen wir ein Zitat sprechen:

tl;dr Kettcar und …but alive haben mich besonders in meiner Bundeswehr Zeit stark geprägt und verhindert, dass ich mit linken Parolen um mich werfe.

Falsche Vorurteile sind gefährlich und das nicht nur für Ausländer. Natürlich dienen Vorurteile der Komplexitätsreduktion und sie ermöglichen uns mit unserer immer schnelllebigeren Umwelt klar zu kommen. Aber wenn veraltete Konzepte und Ideen als gegeben und nicht mehr veränderbar wahrgenommen werden, dann blockieren Sie uns.

nur weil man sich so dran gewöhnt hat, ist es nicht normal
nur weil man es nicht besser kennt, ist es nicht (noch lange nicht) egal
Kettcar – Deiche

Es gibt immer Menschen, die am Alten festhalten wollen, weil sie damit sehr erfolgreich waren. Ich kann verstehen, dass Zeitungen das Internet hassen.

du weißt: der Kuchen ist verteilt und spürst: die Krümel werden knapp
Kettcar – Deiche

Da ich mittlerweile versuche meine eigene Firma aufzubauen, merke ich immer stärker, dass die in Deutschland garnicht gewollt ist. So schrieb mit das Ordnungsamt, auf die Frage ob es möglich ist einen mobilen Club-Mate-Verkaufsstand zu machen: “Mobile Verkaufsstände/Imbisse können aus Gründen der Gleichbehandlung und der Vielzahl bereits gestellter Anträge grundsätzlich auf öffentlichen Flächen nicht zugelassen werden.” Wer sich also kein Ladengeschäft leisten kann, wird vom Handel ausgeschlossen!

Deiche brechen richtig – oder eben nicht
Kettcar – Deiche

Generation Praktikum vs. Generation Arbeitssimulation

Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass zwischen mir und dem Arbeitsmarkt eine unsichtbare Wand steht. Denn zwischen den Märchen über die Arbeit die mir in der Schule und während dem Studium erzählt wurden und dem was ich jetzt erlebe liegen Welten. So wird einem immer wieder erzählt, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und man sich anstrengen muss um etwas zu erreichen, aber mein Eindruck ist genau der gegenteilige.

Wer etwas erreichen will und schnell arbeitet wird genauso schnell wieder ruhig gestellt. Denn niemand der schon länger in einer Firma arbeitet, möchte das herauskommt, wie wenig er in Wirklichkeit leistet.

Ein Beispiel:

Die Stadt Mainz hat bei der Stadt der Wissenschaft mehrfach Mails verschickt, mit dem Ziel Daten zu erfassen. Mir wurde dabei ein Worddokument via E-Mail zugeschickt in dem ich dann die Daten eintragen und das Dokument zurück schicken sollte. Diese schätzungsweise 300 Dokumente wurden anschließend von Hand geöffnet und die Daten wurden Information für Information in einen Excel Tabelle übertragen. Ich schätze dass hierfür 2-5 Tage Arbeitszeit angefallen sind.

In nur 15min hätte ich hingegen ein Formular erstellen können, das die selben Daten erfasst und ohne dass ein Mensch etwas damit zu tun hat, in eine Excel-Tabelle einträgt.

Das selbe Ergebnis in einem Bruchteil der Zeit. Aber als ich diesen Vorschlag äußerte, bekam ich sofort heftigen Gegenwind zu spüren. Fast so als ob ich Gotteslästerung betrieben hätte.

Aber das war nicht das erste mal, dass ich, dafür dass ich eine Aufgabe schnell und effektiv erledigt habe statt Lob, Ärger bekommen habe.

Meine These: Es gibt nicht mehr genug Arbeit, die reale Produktivität ist so weit gestiegen, dass wir garnicht mehr 8 Stunden am Tag mit Arbeit füllen können. Statt aber mehr Freizeit zu haben, wird Arbeit simuliert: “Ich habe noch sooo viel zu tun” und jeder der diese Geschichte hinterfragt wird heimlich aber bestimmt herausbefördert.

Aber liebe Generation Arbeitssimulation: Habt ihr mal an eure Zukunft gedacht? Wenn ihr die Generation Praktikum weiter daran hindert, sich im Arbeitsmarkt zu etablieren, wer zahlt dann eure Rente?

Um einen Ausweg zu finden, sollten wir aufhören unnötige Arbeit weiter zu subventionieren. Wenn keiner mehr Autos braucht, dann sollte man aufhören sie herzustellen. Würde nur die hälfte des Geldes, dass heute zu Sicherung des Status Quo verwendet wird in innovative und die Produktivität steigernde Ideen investiert, könnten wir in 10 Jahren für alle eine 20 Stundenwoche realisieren und das ohne auf Wohlstand zu verzichten.

I am Very Super Famous

Letzte Woche kam ich mir vor, wie der Sascha Lobo von Mainz. Erst ein Interview mit dasding.tv (in einer Woche beim SWR), dann ein Interview über Peng mit dem Londoner Flamingo Magazin, dann habe ich im Pengland ein re:public viewing veranstaltet, nur kurz darüber getwitter und heraus kam ein Bericht in der Mainzer Rheinzeitung und zu guter Letzt wurden wir noch beim Club-Mate abholen von einem Paparazzi belagert.

Irgendwie war das schon komisch, denn bei jedem Interview ging es um ein anderes Thema. Jetzt bin ich mal gespannt, was bei den anderen rauskommt und ganz froh mal nicht gefragt zu werden. Einbilden kann ich mir leider auch nichts darauf, denn der Großteil des Fames kommt vom Peng her, aber daran habe ich zumindest ein wenig mitgewirkt.

Ein Wirtschaftsmagazin für Kleinunternehmer #wasfehlt

Brauchen wir ein weiteres Wirtschaftsmagazin?

Meine Antwort ist ganz klar: JAAA!!! denn die bisherigen Angebote richten sich eher an Manager, die hunderttausende Mitarbeiter führen und motivieren sollen, aber es gibt noch kein Magazin für die Millionen Selbständigen und Kleinunternehmer und noch weniger für die, die es werden wollen.

Deshalb starte ich jetzt mein eigenes Wirtschaftsmagazin, dass diese Lücke füllen soll. Und da es für kleine Unternehmen gedacht ist, wird es klein heißen und setzt damit einen Kontrapunkt zu dem ganzen “höher, schneller, weiter” das von den Großverlagen gehypt wird.

Mit dem Magazin möchte ich keine große Auflage erreichen, sondern es sollen nur genug Hefte verkauft werden, um die Arbeit aller Mitarbeiter zu entlohnen. Zusätzlich werden die Artikel online erscheinen, denn das eigentliche Ziel ist es Menschen dabei zu helfen, eine Arbeit zu erfinden, die zu ihrem Leben passt.

Wenn ihr auch denkt, dass es so ein Magazin geben muss, dann meldet euch bei mir oder kommt am do 12.05.2011 um 18:30 ins Pengland zum 1. Redaktionstreffen.

Weitere Entwicklungen könnt ihr hier verfolgen:

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