Netzpolitischer Nachtrag

Gestern war der Netzpolitische Abend und ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll. So richtig dazu gelernt habe ich nicht und wie viel die Versprechungen wert waren, kann erst die Zukunft beantworten. Die Diskussion drehte sich zumeist um die Standardsituationen der deutschen Netzpolitik und meine Kampfthese: “Wozu brauchen wir noch Politik, wenn wir über das Internet in Echtzeit kommunizieren können.” Mein Eindruck war, dass sich die Grünen noch von den Themen treiben lassen und eher reagieren, statt selber Themen in die Diskussion einzubringen. Der konstruktivste Beitrag kam aus dem Publikum. Es wurde gefragt, ob die Grünen, falls sie gewählt werden, ihre Gesetzesentwürfe schon vor den Landtagssitzungen öffentlich diskutieren werden und sie haben zumindest versprochen, das zu besprechen.

Ich bin einfach misstrauisch, was Politik angeht und kann mir meine endgültige Meinung  leider erst nach der Wahl bilden.

Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, war das starke “Branding” der Veranstaltung und die starke Trennung zwischen Podium und Besuchern.

Aber nett waren se alle, die Grünen und das Publikum und wir werden deshalb auch weiterhin der Politik erlauben im Peng Veranstaltungen zu machen, so wie jedem unpolitischen auch.

Peng und die Politik

Ganz am Anfang hieß es:

Peng ist unpolitisch

aber uns ist nach einiger Zeit aufgefallen, dass das ziemlicher Schwachsinn ist, denn wir sind schon allein deshalb politisch, weil wir ohne staatliche Förderungen einen öffentlichen Raum zur Verfügung stellen und vielen Menschen eine Plattform bieten. Wir haben die Aussage also angepasst:

Peng ist nicht Partei-politisch

Aber mittlerweile weicht auch das auf. 2009 hatten wir Besuch von den Grünen, 2010 haben die Piraten Vorträge bei uns gemacht und wir haben ein Pressekonferenz veranstaltet und dazu auch Parteivertreter eingeladen. 2011 kam die SPD zu Besuch, heute ist der Netzpolitische Abend mit den Grünen und zusammen mit den Piraten arbeiten wir gerade an mehr Kommunikation für Ägypten.

Peng ist mittlerweile mittendrin, zwischen den Parteien, aber wie konnte es dazu kommen?

Peng ist die Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation e.V. und wir unterstützen alles, was dem Vereinszweck dient. Wie bei jeder Veranstaltung, darf jeder kostenlos teilnehmen. Aber bei Parteien behalten wir uns das Recht vor, die Veranstaltung zu dokumentieren, um so Transparenz zu schaffen. Keine Ahnung ob das gut oder schlecht ist. Falls wir damit einen Fehler machen, werden wir versuchen den nicht zu wiederholen, aber Kommunikation kann man nicht fördern, wenn man sich zu dogmatisch verhält.

Ich persönlich halte Partei-Politik für ein Relikt aus einer Zeit, als Postkutschen der schnellste Kommunikationskanal waren. Damals war es nicht möglich jeden Bürger zu fragen und man musste deshalb Vertreter wählen. Heute wäre es technisch möglich, eine direkte Bürgerbeteiligung zu realisieren, aber die etablierten haben wie immer Angst vor dem Machtverlust. Und wie immer in der Geschichte wird es ihnen nicht gelingen eine weitere Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse zu verhindern.

Very Best of The Internet – Ausstellung

Seit der letzten Best Of The Internet – Ausstellung wurden mehr als eine Fantastillionen Bilder, Videos, Lieder, Texte, Datensätze und 3D Modelle hochgeladen und Facebook hat mit der Pinnwand den Austausch von Links massiv beschleunigt. Im Internet gab es noch nie soviel tolle Sachen wie heute und deshalb sollten wir das mal wieder feiern.

The Very Best of The Internet

Vom 28.01.-01.02.2011 täglich ab 18 Uhr im Pengland.
Rheinallee 79-81, 3. Stock, 55118 Mainz

http://www.pengland.de/2011/01/the-very-best-of-the-internet/

http://www.facebook.com/BestoftheInternet

Was ich 2010 gelernt habe

Mal wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu und nachdem ich es zum dritten Mal geschafft habe, etwas zu lernen kann man fast schon von einer Tradition reden. (Was ich 2008 und 2009 gelernt habe)

Dieses Jahr war im Vergleich zu den Jahren davor besonders lehrreich. Viele alte Lehren haben sich bestätigt oder sind differenzierter geworden. Und der Abstand zum Studium hat mir mehr Freiräume zum Lernen ermöglicht. Ich bin zwar auch oft gescheitert und musste meinen Kurs anpassen, aber dies oft, weil ich meine eigenen Erfahrungen ignoriert habe. 2010 brauchte ich um mich in der Welt nach dem Studium zurecht zu finden, aber mittlerweile weiß ich wo meine Stärken liegen und werde sie 2011 besser ausspielen. Hoffe ich zumindest.

Was ich 2010 gelernt habe

  1. Ich bin glücklich wenn ich selbständig Entscheidungen treffen kann.
  2. Man verdient soviel wie sein Umfeld
  3. Deine Sprachen bestimmen dein Denken
  4. Nur wenn ich andere von Ideen begeistere, kann ich sie verwirklichen
  5. Ein Studienabbruch ist ein Qualifikationsnachweis
  6. Ich bin fertig mit der Hochschule, aber nicht mit dem lernen
  7. Ich mag Bücher
  8. Mainz hat unglaubliches Potentiale (Mainz vs. Berlin)
  9. Mitmachen lohnt sich
  10. Ich will nicht mehr Lügen – (bei Manipulationen weiß ich noch nicht so recht)
  11. Demos können auch Alternativen zeigen
  12. Man kann Menschen verbinden, aber nicht kontrollieren, was dabei entsteht
  13. Wer Wege finden will, findet Wege. Wer keine finden will, findet Gründe.
  14. Massenproduktion ist vorbei
  15. Kennzahlen führen zu Manipulationen
  16. Start with Why
  17. Je mehr gute Projekte man macht, desto mehr Menschen lernt man kennen, die auch gute Projekte machen und desto mehr gute Projekte kann man machen
  18. Ich bin dafür
  19. Niemand muss dich einstellen, damit du etwas zu sein kannst
  20. Ich habe keine Angst

Ich hatte mir zwar vorgenommen zu allen Weisheiten etwas zu schreiben, aber das muss wohl im nächsten Jahr passieren.

Ich wünsche euch einen Guten Rutsch und viel Erfolg 2011

Was habt ihr 2010 gelernt und was werdet ihr im nächsten Jahr anders machen?

Bewerbungsfrage: Was hast du nicht gemacht?

Ich finde Bewerbungsverfahren albern, weil dabei die Fragen immer in die selbe Richtung gehen:

Was haben sie bisher gemacht? Was qualifiziert sie für unsere Aufgabe?

Darauf folgt dann ein zuhause zurechtgelegtes und bis ins kleinste Detail poliertes Bla. Ich habe dies gemacht und das gemacht und mehr gemacht als alle anderen. Ich wurde noch nie gefragt, welche Fehler ich in meinem Leben gemacht habe, wann ich die Richtung geändert und wann ich aufgehört habe. Dabei finde ich die Gegenfrage viel spannender.

Was hast du nicht gemacht?

Dabei geht es nicht darum, dass man noch nie auf dem Mond oder in New York war. Es geht um die Chancen und Möglichkeiten, die man ausgelassen hat. Gegen die man sich bewusst entschieden hat.

Hier eine kleine Auswahl von mir:

  • Ich habe kein duales Studium bei Veltins gemacht, weil ich raus aus dem Sauerland wollte.
  • Ich habe nicht beim Fernsehen angefangen, weil die Bezahlung nicht angemessen war.
  • Ich habe meinen Master abgebrochen, weil einige Methoden Menschenverachtend waren.
  • Ich habe bei einem Start Up gekündigt, weil es keine nachhaltige Strategie hatte.
  • Ich habe keine Facebookkampagne für einen Online-Glücksspielanbieter gemacht, weil die Gewinne auf irgendeiner Insel gelandet wären.

Es gibt da noch viel mehr, aber ich hoffe ihr versteht worauf ich hinaus will. Aus den Chancen die ich nicht genutzt habe, kann man viel mehr über mich erfahren, als aus meinem Lebenslauf.

Was meinst du, werden sich die Vorstellungsgespräche wandeln oder bleibt alles wie es ist? Was hast du nicht gemacht?