Wieviel soll man als VJ (Visual Jockey) verlangen?
Nachdem ich zusammen mit Fuzzel im letzten Sommer eine Lichtprojektions-Ausstellung gemacht habe bin ich irgendwie sowas wie nen VJ. Anfangs hätte es wohl Lichtkünstler besser getroffen, aber das verträgt sich nicht so mit meiner Designer-Identität. Und inzwischen habe ich auch erste richtige VJ Erfahrungen gesammelt und Fuzzel ist immer fleißig dabei neue Auftritte klar zu machen. Es macht echt Spaß Live zur Musik zu improvisieren aber noch fehlt mir die Ausdauer und nach ner Stunde brauch ich ne Pause.
So langsam kommen auch die ersten Anfragen für bezahlte Auftritte rein, aber viel mehr noch die Anfragen die einen ganz groß rausbringen sollen. Kommt mir irgendwie bekannt vor, von den Musikvideos bei denen ich geholfen habe ;). Ist VJing also Beruf oder Berufung. Bei einem DJ dauert es ja auch Jahre bis er Kohle damit verdient und bei VJs kommt hinzu, dass sie für die Party nicht so bedeutend sind.
Was macht ihr eigentlich hier?
Der DJ ist für ne Party ohne Zweifel wichtiger. Wenn die Musik scheiße ist, kann das Bild noch so geil sein, die Meute wird nicht toben. Deshalb ist die Bereitschaft für VJs zu bezahlen oft gering. Auf der anderen Seite ist unser Job vor Ort aber viel aufwändiger. Schon Tage vorher müssen wir die Location besichtigen um ein Konzept für die Position der Projektoren, Rechner und Projektionsflächen zu entwickeln. Teilweise entwickle ich auch neue Plug-Ins um den Raum besser nutzen zu können. Am Tag des Events bauen wir dann die Technik (meist unsere eigene) auf. So ne Aktion inklusive Auftritt geht dann gerne von 15Uhr bis 6Uhr morgens.
Das kann sich doch keiner leisten!
Aber wie kalkuliert man jetzt dafür nen Preis? Wenn ich von den Sätzen bei der Fernsehwerbung ausgehe und die Vorbereitung, sowie das Equipment mit berechne, müsste ich 750-1000€ für einen Abend nehmen. Und da es alleine keinen Spaß macht kommt noch eine zweite Abrechnung dazu. Aber soviel kann man kaum verlangen.
Was den Preis sinken lässt:
- Gute Musik 🙂
- Große Räume die neue Ideen erlauben (gut für Demomaterial)
- tolles Publikum
Warum ich aber trotzdem Geld sehen will:
- Wertschätzung (man ist nicht nur da weil es nichts kostet)
- Dafür dass ich mich festlege (Ich baue gerne spontan meinen Beamer auf, aber wenn ich einplanen muss, verzichte ich auf Alternativen)
- so nen Auftritt dauert mit Auf- und Abbau oft 14 oder mehr Stunden.
- Die Technik ist teuer.
- Neues Footage muss auch entwickelt werden.
- Die Veranstalter verdienen dadurch mehr Geld.
- Barpersonal und Türsteher werden auch bezahlt.
Aber wie viel kostet jetzt VJing? Schon alleine für die Technik die wir anschleppen würde eine Verleihfirma locker 250-400€ nehmen. Und es sollte schon drin sein, dass man bei einer kommerziellen Party nicht draufzahlen muss. Es geht ja nicht darum seinen Lebensunterhalt damit zu finanzieren, aber zumindest für neues Equipment sollte was rumkommen.
Ruhm und Ehre
Geld ist nicht alles. Auch die Währung Respekt spielt eine wichtige Rolle. Und wir sind ja nicht die einzigen, die auf diese Mischkalkulation setzen. Die wenigsten Musiker werden ansatzweise fair bezahlt und trotzdem treten sie auf. Es geht um die soziale Anerkennung und den Spaß dabei vom Publikum beachtet und geachtet zu werden. Gute Auftritte geben dem Selbstbewusstsein einen Kick. Neben den Leuten vor der Bühne, lernt man bei den Auftritten aber auch die Menschen hinter den Veranstaltungen kennen und daraus ergeben sich wieder neue Möglichkeiten. Genau wie wir, können die wenigsten nur von solchen Events Leben. Die meisten haben noch einen Brotjob und verdienen ihre Kohle z.B. bei Corporate Events, weil dort die Budgets größer sind. Langfristig können sich daraus also fair bezahlte Aufträge ergeben.
Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, wieviel man verlangen sollte und es hängt weiterhin vom Einzelfall ab, aber immerhin habe ich jetzt mal darüber nachgedacht.
also, wenn es keine Freunde sind für die man den Job macht, dann würde ich als Basis mit 200€ anfangen. Für Einspieler des Clubs/Veranstalter kommen noch mal 50-100 drauf, je nach Aufwand.
Basis heißt Minimum, je nach Relevanz des Clubs/DJs und des zu erwartenden Besucherstromes muss man dann hochkalkulieren.
ohne Mist, der Zeitfaktor ist übel…man erstellt Footage was eine Weile in Anspruch nimmt und im Gegensatz zum DJ spielt man die ganze Nacht, also mal auf die Schnelle 8h…und man schafft definitiv einen Mehrwert für die Party.
Aber im Zweifel sind das natürlich nur wünschenswerte Ziele die an Veranstaltern und dem eigenen Verhandlungsgeschick scheitern….