We are the 99% – Occupy Berlin
Am Samstag bin ich eher durch Zufall auf die Proteste der 99% aufmerksam geworden.
Ich mag die Wiese vor dem Bundestag, das ist einfach ein magischer Ort, deshalb wollte ich mich nach dem der Gründerbus überstanden war, erst mal dort in die Sonne setzen. Ich hatte auch noch mein Gepäck dabei und wurde deshalb von der Polizei auf dem Weg dorthin erst mal durchsucht. Es musste verhindert werden, dass jemand vor dem Bundestag zeltet. Deshalb hielt die Polizei Ausschau nach Camping Zubehör, komisch wovor die Politik heute Angst hat.
Nachdem sich meine dreckige Wäsche der Berliner Polizei vorgestellt hatte, erfuhr ich also von den Protesten und habe mir das erst mal genauer angeschaut. Das war ein harter Cut. Am Freitag Abend noch vor Investoren gepitcht, denen bei 400% Wachstum in 4 Jahren “die Musik fehlt” und auf der anderen Seite ein Haufen Menschen, die zwar unzufrieden sind, es aber weder formulieren noch organisieren können.
Vor dem Brandenburger Tor kam ich dann auch zum ersten Mal mit einer asamblea (spanisch für Plenum) in Kontakt und war erst mal abgestoßen. Statt ein Megafon oder ein PA zu verwenden, sprechen die Menschen im Chor jeden Satz nach. Das war ein wenig wie in der Kirche und ist auch neurologisch etwas problematisch. Denn durch das Nachsprechen, stellt sich im Unterbewussten eine Verbindung zu dem Gesagten ein, selbst wenn man anderer Meinung ist.
Ich bin dann erst mal ins Hostel, habe meine Sachen weggebracht und bin Abends nochmal vor den Bundestag. Dort waren immer noch ein paar tausend Leute versammelt und ich habe mich mit ein paar von Ihnen unterhalten und durfte sehr viel lernen.
Die meisten wussten nicht warum sie da waren oder wo es hingehen sollte. Es waren auch keine Wutbürger, sondern vor allem Menschen, deren Bauchgefühl sie hergeführt hatte.
Ich bin sicher das war nicht das letzte Mal, dass wir 99% uns getroffen haben.
Sie haben mit der Kritik am Nachsprechen sicherlich recht aber immerhin kann jeder zum ersten Sprecher werden und sich eben auch kritisch äußern, bzw. seine Meinung in die Welt werfen. Das löst das Problem für mich ein Stück weit auf.