(Corporate) Identity für einen Freelancer
Nachdem ich mich also zu einem Umzug entschieden habe, stehe ich jetzt vor der Frage wie die neue Seite ausschauen soll. Da ich nicht der Super PHP Crack bin habe ich mich dafür entschieden ein Theme zu suchen und zu modifizieren. Doch bevor ich damit anfangen kann, steht erst mal die Frage nach dem Warum?
Da ich mich seit einem Jahr intensiv mit Corporate Identity und Kommunikation auseinandersetze ist diese Frage garnicht mehr so leicht zu beantworten. Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt:
Die Leute sollen rausfinden können was ich mache, damit sie bei Jobs die zu mir passen, an mich denken.
Ich habe also einfach mal angefangen zu bloggen und irgendwann kam das Aha-Erlebnis. Das Aussenden hat wie erwartet funktioniert, aber der Rückkanal hat mich überrascht. Ich wurde in der FH auf Themen angesprochen über die ich geschrieben hatte, andere schrieben Kommentare. Ich musste also erst mal das Medium nutzen um Social Web 2.0 Viral 3000 zu verstehen.
Ich habe es mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen zu tun und schlimmer(toller)weise extrem viele verschiedene Projekte am Start. Ich springe andauernd zwischen den Themen und mache ganz unterschiedliche Jobs.
Ich stehe also gerade vor der Frage: Mit welcher Corporate Identity trete ich auf. Und ab hier explodiert es gradezu bei der Komplexität der Detailfragen. Schon allein die Frage ob eine Corporate Identity für mich als Freelancer überhaupt sinnvoll ist oder ob meine Identität nicht vielleicht schon ausreicht. Es geht also zuerst einmal darum, ob es sich für mich lohnt eine zweite Arbeitsidentität aufzubauen.
Hier also ein paar erste Gedanken dazu, kein Anspruch auf Vollständigkeit
Stabile Arbeits- und Freizeitidentität vs. flexible Allesidentität
In der heutigen Arbeitswelt ist die geteilte Persönlichkeit sicher noch die Regel aber in meinem Umfeld verwischen beide Bereiche sehr stark. Grad bei Peng und im Studium habe ich viele Projekte mit Leuten gemacht die zu Freunden wurden. Wenn dann ein bezahltes Projekt ansteht macht man die natürlich mit den selben Leuten, auf die man sich schon vorher verlassen konnte. Weil man sich kennt, lassen sich Absprachen vereinfachen. Die Hälfte meiner Jobs bekomme ich aus diesem Umfeld. Wie solle ich also damit umgehen dass mich die eine Hälfte meiner Kunden privat kennt und die andere nicht? Technisch könnte ich zwei Seiten aufsetzen und die Themen aufteilen. Aber zweimal das selbe für unterschiedliche Zielgruppen schreiben wäre mir zu umständlich. Und die Interrollen-Konflikte sind auch vorprogrammiert denn Google weiß nicht welche Seite angezeigt werden soll. Für mich kommt das also nicht in Frage, zumal ich an Offenheit glaube.
Organisieren statt Spalten
Nachdem ich also keine Corporate Identity sondern einfach nur eine Identity aufbaue, rückt für mich wieder der Nutzer in den Fokus. Denn niemand wird so ähnliche Interessen wie ich haben und alles was ich schreibe interessant finden. Ich merke das auch an den Statistiken meiner bisherigen Blogs. Die Besucher kommen aus ganz unterschiedlichen Interessensgruppen und nur wenige bleiben auf der Seite hängen. Es ist also wichtig die Seite so zu vereinfachen, dass jeder ähnliche weitere Artikel entdecken und abonnieren kann.
Gerneralist vs. Spezialist
Trotz aller zukünftiger Bequemlichkeit ist die Frage nach meiner Identität noch lange nicht beantwortet. Denn hier komme ich ins Spiel und ich weiß noch nicht so recht was meine Rolle ist. Ich mag es immer wieder was neues zu machen. Ich bin wirklich Neu gierig, das hilft mir wenn es darum geht etwas herauszufinden. Aber sobald ich etwas gut, aber noch nicht perfekt beherrsche wird es langweilig und ich brauche was neues. Betriebswirtschaftlich wäre es bestimmt sinnvoller sich auf wenige Themen zu spezialisieren und diese weiter zu perfektionieren, zumindest würde ich so mehr gutbezahlte Jobs bekommen. Ich glaube aber, dass ich langfristig mehr erreichen kann und zudem zufriedener bin, wenn ich mich auf meine Stärke, das schnelle Erlernen, konzentriere. Damit mein Wissen aber trotzdem noch wertschöpfend eingesetzt werden kann, versuche ich es so schnell wie möglich weiter zu geben. Ich will am liebsten nur Probleme lösen und die Umsetzung überlasse ich gerne anderen.
Ich möchte also Generalist bleiben, auch wenn ich mich in manchen Feldern wie etwa RED oder Matchmoving durchaus als Spezialist behaupten könnte. Bei der Abwägung welcher Weg der richtige für mich ist, ist mir der Weg wichtiger als das Ziel.
Der Weg: Forscher, Berater und Trainer
Ich sehe mich selber als Forscher. Ich musst meist nicht lange rumprobieren um passende Informationen bei Google zu entdecken und diese auch zu überprüfen. (das ist zwar unwissenschaftlich, aber effektiv) Meist mache ich das durch eigene Interessen getrieben, aber immer öfter auch gegen Bezahlung. Und auf Grund meiner Erfahrung war ich auch schon das eine oder andere mal als Berater tätig. Als Trainer hingegen habe ich bisher noch kein Geld verdient, weil ich den Leuten den ich bisher geholfen habe, nichts abknöpfen wollte, bzw. konnte.
Wertschöpfung und Abschöpfung
Ich werde kein Geheimnis daraus machen, dass bei mir der Ernst des Lebens los geht, muss ich schauen wo ich meine Kohlen herbekomme. Der erste Monat war schon mal ganz gut um mich zu finanzieren. Aber die Frage ist trotzdem, wie ich mit den oben genannten Tätigkeiten jeden Monat die Kosten reinzubekommen. Ich will mir auch in Zukunft die Zeit nehmen können bei Studentenprojekten zu helfen und ich werde auch nicht anfangen für 10min Telefonberatungen Geld zu verlangen, (wobei das ein mögliches Geschäftsmodell wäre). Ich sehe solche Hilfen auf der einen Seite als Werbekosten auf der anderen Seite aber auch als Investition. Mein erstes Gesetz sagt: Je mehr mein Umfeld kann, desto mehr kann ich von ihnen lernen. Und daraus leite ich auch ab: Je besser mein Umfeld Projekte erledigt, desto bessere Jobs können für mich entstehen. Bisher hat sich das bewahrheitet, mehr als die Hälfte meiner Jobs bekomme ich mittlerweile von Leuten denen ich schon mal geholfen habe. Und rein demografisch müssten es mehr werden, weil viele von ihnen im nächsten Jahr ihren Abschluss machen.
Wir ist das neue Ich
Weil ich sehr stark von meinem Umfeld abhänge werde ich dieses auch in meine Seite einbinden. Ich werde Projekte von ihnen vorstellen. Da ich sowieso die wenigsten Projekte alleine verwirklichen kann, stelle ich dadurch sozusagen mein Team vor, auf das ich zurück greifen kann. Ein bisschen schwingt hier schon die Glanzunion im kleinen mit, aber ich werde niemanden das Projekt aufnötigen.
Der innere Datenschutzbeauftragte
Ich erzähle in dieser ersten “Mitteilung” mehr über meine Sichtweisen als einige Dax-Bosse in ihrem Leben. Aber das ist meine Interpretation vom Long Tail. Ich will lieber in die Nischen rein und Jobs finden die zu mir passen und mich herausfordern, statt einer Festanstellung von der Stange. Der Preis dafür ist Offenheit. Was aber nicht heißt dass ich meine Krankenakte oder irgendwelche Gehaltsverhandlungen hier reinstelle. Es bleibt eine professionelle Identität. Aber ich Berichte hier auch über Themen, mit denen ich mich privat beschäftige. Bücher die ich lese. Barcamps, Messen und Kongresse die ich besuche. Ähnlich wie echte Wissenschaftler ihren Hintergrund durch Zitate zeigen, werde ich das auch hier im Blog machen.
Ich will von euch lernen
Ich würde mich freuen, wenn ich euch mit meinen Beiträgen zu Diskussionen anminieren könnte.
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